Cannon Fodder
Trotz ihres so friedlich klingenden Namens haben die Söldner von Sensible Software nun ein Spiel vorgelegt, dessen grimmigen Metzger-Humor wohl nur Briten lustig finden – das Gameplay gefiel allerdings auch uns!
Stellt Euch am besten eine Mischung aus Metzelorgien wie "Airborne Ranger" oder "Special Forces" auf der einen und Strategicals mit indirekter Steuerung à la "Populous" auf der anderen Seite vor. Sowohl die leicht schräg von oben gezeigten, tadellos scrollenden Landschaften als auch die per Maus erfolgende Befehlsvergabe lassen Erinnerungen an die aufgezählten Games und dazu vielleicht noch "Mega Lo Mania" wach werden.
Von der Sache her schickt man bis zu sechs Soldaten Richtung Feind, wobei mit dem linken Mausohr gelenkt wird, das rechte zum Ballern da ist und beide zusammen eine Granate auflösen – darüber hinaus befinden sich am Screenrand noch Icons, die z.B. eine Übersichtskarte auf den Schirm holen. Je nachdem, in welcher der 24, wiederum in 72 Unterabschnitte eingeteilten Missionen man sich gerade befindet, muß man sämtliche Gegner abmurksen, alle feindlichen Gebäude vernichten, einen Hinterhalt anlegen oder eine Geisel nehmen bzw. befreien. Um die hervorragend ausgerüsteten und von Auftrag zu Auftrag immer unangenehmer werdenden Gegnern Paroli bieten zu können, findet man allereli nützliche Dinge wie etwa herrenlose Panzer, Hubschrauber oder Munitionskisten; später auch kugelsichere Westen. Es gilt jedoch immer zu beachten, daß Realismus hier groß geschrieben wird. Versehentlich beschossene Extra-Munition explodiert, beim Durchschwimmen eines Flusses kann man nicht ballern, und wer Schlammlöcher übersieht oder beim Anschleichen an den Feind nicht auf seine Deckung achtet, ist selbst dran schuld, wenn ihm irgendwann die nur beschränkt vorrätigen Kämpfer ausgehen. Natürlich winken dem wahren Kriegshelden Beförderungen, auch darf man seinen Trupp in mehrere Untergrüppchen aufteilen – wesentlich strategischer wird das stark actionsbetonte Spiel damit aber nicht, die taktischen Elemente bewegen sich ungefähr auf "Dune II"-Niveau. An der intuitiv beherrschbaren Steuerung gibt's nun überhaupt nichts zu meckern, die dramatische Soundbegleitung und die abwechslungsreiche, gut animierte und sehr übersichtliche Grafik können ebenfalls überzeugen. Wesentlich heikler sieht's da schon in der Abteilung Moral & Geschmacksfragen aus, denn Blutfontänen und herumliegende Soldaten mit aufgeschlitzten Bäuchen gehören hier zum kriegerischen Alltag. Dazu sind nicht alle Gags so harmlos wie die gelegentlich unvermutet am Schlachtfeld auftauchenden Eskimos oder Schneemänner: Die Toten auf beiden Seiten werden in der Manier von Fußballergebnissen aufgelistet, und im Intro singt der "sensible" Mitautor Jon Hare "Krieg hat noch nie solchen Spaß gemacht"! Wer indessen mit einer Überdosis pechschwarzen Humor leben kann, sollte sich das spielerisch wertvolle Kanonenfutter eiligst besorgen – die BPS findet sowas ja meist gar nicht lange lustig... (mm) Amiga Joker, Dezember 1993 |
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hinzugefügt: May 7th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1559
Sprache: german