Campaign
Empire hat ja schon allerhand Erfahrung mit actionbetonten Panzersimulationen, man denke nur an Team Yankee und Pacific Islands. Campaign jedoch ist sowohl mehr als auch weniger...
Es ist nämlich ein Strategiespiel mit Simulations- und Actionselementen, das vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs angesiedelt ist. Sechzehn Kleinszenarien stehen ebenso zur Bearbeitung an wie vier mittlere und fünf großräumige Sandkästen (z.B. die Ardennenschlacht 1944 oder Rommels Afrikafeldzug), mit denen man Tage und Wochen beschäftigt sein dürfte. In jedem dieser Kapitel ist bereits unumstößlich festgelegt, für welche Seite man am Mörser steht und welche Ziele erfüllt werden müssen, damit der Rechner einen Sieg anerkennt. Wem das nicht reicht, der kann mit einem komfortablen Editor weitere Ballermissionen zusammenbasteln.
Doch ob nun simple Schlacht oder gewaltiger Feldzug, ob vordefiniert oder selbstgestrickt – zunächst geht es zu einer schlichten und gelegentlich auch etwas fummeligen Übersichtskarte. Mittels eines durchdachten Iconsystems werden nun Marschziele festgelegt, Informationen eingeholt, Nachschub organisiert, (nächtliche) Ruhepausen eingelegt oder etwa Bombardierungen aus der Luft angefordert. Ja, man kann seine Truppen gar unter Computerkontrolle stellen, was in dieser Phase aber (noch) nicht empfehlenswert ist. Schließlich genügt ein Klick auf die schneller oder langsamer einstellbare Echtzeit-Uhr, und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Kommt es zu Feindbegegnungen, schaltet der Amiga in den Kampfmodus. Man darf sich das Ergebnis nun einfach berechnen lassen oder selbst Hand anlegen, wobei letzteres ganz nach Wunsch von simplen Zuschauen über Teilkontrolle bestimmter Funtionen (Geschützturm, Steuerung) bis hin zur vollständigen Übernahme eine beliebigen Tanks reicht. Dies kann aber nur dem Spezialisten empfohlen werden, denn erstens dirigiert der Rechner sowieso alle restlichen Einheiten, zweitens tut er das recht ordentlich, und drittens erfordert die manuelle Steuerung via Keyboard doch eine gewisse Einarbeitungszeit. Zudem läßt sich der dreidimensionale Blick aus dem Kommandoturm ja auch ohne weiteres bei voller Digi-Kontrolle genießen, und die Denker werden wiederum der Pausierbarkeit des Geschehens ihren Tribut zollen. Schließlich will man ja zwischendurch ei wenig grübeln können. Freilich ist die Vektor-Optik auch bei vollem Detailgrad längst nicht so hübsch wie bei den pazifischen Inseln, und die Explosionen erinnern mehr an Karnevalskappen. Egal, für ein derart strrategisch orientiertes Programm ist die Präsentation trotzdem sehr gelungen. Das teilweise digitalisierte Intro ist sogar rundum beeindruckend, einschließlich der düsteren Titelmusik samt Sprachausgabe. Motorengebrumm und Explosionen im Kampf sind schließlich auch noch zu vermelden, und werden die Grübler sicher ihre Freude an Campaign haben – nur eingefleischte Simulanten und hammerharte Aktionisten könnten sich hier etwas unterfordert fühlen. (jn) Amiga Joker, Dezember 1992 |
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hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1444
Sprache: german