Case of the Cautious Condor (CDTV)
Ein Wolken-krimi...
CDTV-Schnüffler aufgemerkt: Was sucht ein Detektiv an Bord eines Flugbootes, das 1937 den Atlantik überquert? Den Ausstieg? Seine Brieftasche? Oder vielleicht doch einen Mörder?
Nein, usprünglich hatte Profi-Spürnase Ned Peters wohl nicht mit einem Mordfall gerechnet, al ser die Einladung seines Freundes Bronson Barnard annahm. Doch der schwerreiche Industrielle hat die illustre Schar von Gästen nicht ohne Hintergedanken zum Jungfernflug des Condors gebeten: Einer der Passagiere ist der Mörder seines Sohnes – bloß welcher? Wäre Bronson nicht kurz nach dem Start in tiefe Bewußtlosigkeit gefallen, er hätte es vielleicht herausgefunden. So muß halt Ned Peters ran, denn die Zeit drängt: In 30 Minuten landet der Wasservogel!
Vom Ablauf her erinnert das Spiel an frühere CD-Tüfteleien wie z.B. „Psycho Killer“, es wird also in Echtzeit geschnüffelt – innerhalb einer halben Stunde sollen Motiv und Tathergang aufgeklärt und der Mörder überführt sein. Hauptquartier ist der Schreibtisch, von wo aus alle Aktionen kinderleicht mit dem Infrarot-Pad angewählt werden. Per Klick auf Bronsons Notizbuch lassen sich allerlei Informationen über die Fluggäste ergattern, ein weiterer Klick auf die Flugbootkarte, und schon findet man sich in den diversen Räumlichkeiten der Condor wieder. Einige davon erweisen sich bei genauerer Untersuchung als wahre Indizien-Fundgrube: Was macht das italienische Wörterbuch im Salon? Warum liegt ein Haarschopf im Speisesaal? Für Hinweise sind auch die Unterhaltung zwischen den Passagieren wichtig, die übrigens (wie überhaupt das gesamte Game) ohne Bildschirmtexte, dafür mit englischer Sprachausgabe über die Bühne gehen. Auch sollte man anscheinend leere Räume getrost mehrmals aufsuchen, vielleicht taucht ja später ein neues Indiz auf? Die Handlungsmöglichkeiten beschränken sich zwar im wesentlichen auf das Anklicken bzw. Untersuchen der Örtlichkeiten sowie das Abfragen von Personeninofs, aber der ständige Zeitdruck sorgt dennoch für Spannung. Auch die Atmosphäre kommt nich zu kurz: Einerseits finden unterhaltungen zwischen den Mitreisenden auch ohne Zutun des Spielers statt, andererseits ist die Grafik sehr gelungen – die Comicbilder im Stil von „Dick Tracy“ sind ausgesprochen chic, schade nur, daß sie nicht animiert wurden. OK, abgesehen von der Sprachausgabe ist die Sound- bzw. Musikkulisse ein bißchen mickrig ausgefallen, aber was soll es? Aufgrund der schwachbrüstigen Konkurrenz ist der Fall des vorsichtigen Condors auch so das momentan beste Original-Spiel auf CD. Unseren Segen hat der Comic-Krimi also, immer vorausgesetzt, der Spieler verfügt über gute Englischkenntnisse (rein deutschsprachige Spürnasen können die Sache ohnehin vergessen) und ebenso gut trainierte Gehirnzellen. In Japan ist das Programm nämlich schon länger für den Wundercomputer „FM-Towns“ erhältlich – dennoch konnte laut Hersteller bisher erst ein Detektiv das Geheimnis lüften! (rl) Amiga Joker, Dezember 1991 |
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hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1584
Sprache: german