Castle Warrior
Wer wollte schon immer einmal Prinz sein? Die Gelegenheit ist günstig, im aktuellen Action-Game von Delphine Software such ein vergifteter König einen Stammhalter, der ihm binnen eines Tages das Gegenmittel ranschafft.
Hach, ich mag diese schmalzigen Märchen-Stories: Nachdem der böse Zauberer Zandor vor Jahren schon in eine entlegene Ecke des friedlichen Königreichs Pacifia verbannt wurde, sinnt er nun auf Rache. Als dann König „Edelred der Gute“ anläßlich eines Festtagsmahls vergiftet zu Boden sinkt, ist alles klar: Der junge Prinze muß lostigern, um dem üblen Meuchler kräftig auf die Birne zu hauen und das Gegenmittel zu organisieren. Daß der Weg zum schurkischen Magier mit allerlei Gefahren gepflastert ist, versteht sich wohl von selbst...
Nach "Bio Challenge", das trotz guter Kritiken kein Verkaufsschlager wurde, liegt mit „Castle Warrior“ nun das zweite große Spiel der französischen Delphine-Truppe vor. Als erstes sticht die ungewöhnliche Perspektive ins Auge: Alle Feinde und Hindernisse nähern sich dem muskulösen Heldensprite dreidimensional von vorne. Am ehesten läßt sich die Optik mit den 3D-Hits von Sega (Space Harrier, Out Run etc.) vergleichen. Das erste der sechs Level wartet gleich mit einer Menge scheußlicher Vampire und grapschender Gliedmaßen auf. Hier gilt es, die eigene Haut mit einem gekonnten Sprung zur Seite oder einem satten Schwerthieb zu retten. Am Ende des dunklen Ganges lauern dann noch eine Mega-Cobra und der grüne Riese (es dürfte sich um den jüngeren Bruder des weißen Riesen handeln, aber keine Ahnung, wieviel Waschkraft der nun hat). Die beiden unfreundlichen Gesellen lassen sich nur besiegen, indem man deren Feuerbälle auf sie zurückschleudert. Kein leichtes Unterfangen, zumal die Joysticksteuerung sehr zäh ausgefallen ist, und durch den 3D-Effekt die Position der Gegner kaum jemals genau ausgemacht werden kann. Als kurzes Intermezzo folgt ein großer Drache, der das benötigte Kanu nicht freiwillig rausrücken will. Mit dem Speer mach man dem Lindwurm einen kurzen Prozeß. Spielerisch geht es dann wie in den ersten beiden Levels weiter, unter anderem bei einer Wildwasser-Bootfahrt und einer Platzrunde rittlings auf einem Flugdrachen. Was Grafik und Sound betrifft, ist "Castle Warrior" schön gelungen. Die Bilder sind allesamt mit viel Liebe zu Farbe und Detail gemalt, und die dreidimensionalen Animationseffekte glänzen durch besonders weiche Übergänge. Was da an atmosphärischen Stereoklängen aus den Lautsprechern kommt, ist ebenso sehr beeindruckend. Dennoch: Edel-Programmierung ist nun mal nicht gleichbedeutend mit einem guten Spiel! Irgendwie fehlt das Game hinter all den herrlichen Effekten, und wenn ich noch die unerfreuliche Steuerung addiere, bleiben nur sehr wenig Gründe, meinen Fünf Prinzen-Leben – die übrigens meist recht flott ausgehaucht waren – dicke Krokodilstränen nachzuweinen. (Frank Matzke) Amiga Joker, November 1989 |
|
hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1487
Sprache: german