Castles
Als die PC-Version dieses Games erschien, behauptete ein englisches Magazin, sie wäre eine Kombination der besten Elemente aus "Sim City", "Populous" und "Railroad Tycoon". Nun, die Amiga-Ausgabe scheint eher das genaue Gegenteil zu sein...
Bevor bei diesem mittelälterlichen Bausparer-Strategical der erste Mauer seine Kelle schwingt, sind ein paar grundsätzliche Entscheidungen fällig: Will man nur eine Burg bauen oder gleich derer acht? Soll der Schwierigkeitsgrad simpel, moderat, angemessen oder gar Königlich sein? Bevorzugt der Bauherr als Szenario Mittelalter pur oder eine Fantasy Welt? Anschliessend muss noch ein Bauplatz ausgewählt werden, schon können wir den Betonmischer anwerfen.
Aber natürlich muss sich hier niemand selbst die Hände schmutzig machen, wofür hat man denn Menüs? Es existieren insgesamt sechs, wovon sich eines ausschliesslich mit dem nötigen Arbeiterheer beschäftigt. Man kann z.B. Zimmerleute, Steinbrecher, Maurer, Führleute, Schmiede oder universell verwendbare Tagelohner einstellen. Weil die aber allesamt nicht umsonst arbeiten, gibt's ein weiteres Menu für die Steuerhabung. Darüberhinaus wollen die Jungs gelegentlich was zwischen die Kiemen, diesem Umstand trägt des Food-Menu Rechnung. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist der Einfluss, den die Witterung und vor allem heranstürmende Feindeshorden auf den Baufortschritt haben - auch hier haben die Programmierer vorgesorgt und geben dem Spieler Bogenschützen und Infanteristen and die Hand, die zwar nur wenig gegen General Frost, umsomehr aber gegen die Kelten ausrichten können. Schliesslich und endlich waren da noch das Options- und das Design-Menu: letzteres enthalt die allesentscheidenden Türm-, Tor- und Wandbausteine. Was sich bis jetzt recht vielversprechend anhört, erweist sich in der Baupraxis leider als ziemlicher Langweiler. In der Hauptsache besteht so ein Digi-Schloss aus genau vier Bausteinen (Mauern, Tore, runde und eckige Türme), die per Mausclick positioniert und dann von den Arbeitern "faktisch" errichtet werden. Hin und wieder muss man einen Keltenangriff abwehren, damit aus dem Rohbau keine Bauruïne wird, aber dieses Feature wird durch seine ständige Wiederholung auch nicht gerade interessanter. Dasselbe gilt fur die gelegentlich hereinschneienden Bittsteller und Boten, die man im Multiple Choice-Verfahren abspeist - und für die obligaten Volkaufstände wegen zu schmertzhaft angezogener Steuerschraube. Etwas mittelälterlich sind hier aber nicht nur Szenario und Gameplay, auch die Präsentation passt sich an. OK, bei der Begleitmusik muss dass wohl so sein, aber bei der Grafik?! Die Baustelle sieht weder in der 3D- noch in der 2D- Ansicht nach irgendwas aus, zudem ruckelt das Scrolling im Schleckentempo dahin. Sonderlich flott ist auch die Maus/Menu-Steuerung nicht, klappt aber ansonsten relativ reibungslos. Castles ist somit kein echter Flop, aber auch bestimmt kein Grund, den Bausparvertrag zu kündigen! (mm) Amiga Joker, April 1992 |
|
hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1415
Sprache: german