Castles 2 (CD32)
Was lange währt, wird deswegen nicht unbedingt gut – leider gilt diese traurige Weisheit aus der Konvertierungsbranche in begrenztem Umfang auch fur Interplay’s Zweitschloß auf dem CD32! |
Die Burgherren vom PC wissen schon seit einem Jahr, daß dieses Game mit seinem Vorgänger nicht mehr so wahnsinnig viel gemein hat. Beherrschte damals noch der leicht an "Sim City" angelehnte Schloßbau das Geschehen, so geht es hier in erster Linie um den strategischen Aufbau eines der fünf miteinander konkurrierenden Fürstenhäuser aus dem 14. Jahrhundert.
Dazu dürfen auf wirtschaftlicher, diplomatischer und militärischer Ebene Aktionen der unterschiedlichsten Art getätigt werden, während im Hintergrund leise, aber unerbittlich die Uhr tickt. Am Anfang wird man erst mal in der Landwirtschaft aktive, schürft nach Erzen und schachert mit Rohstoffen, um die Voraussetzungen zur Errichtung eines standesgemäßen Gemäuers zu schaffen. Für dieses entwirft man dann den Grundriß auf einem Extrascreen, die anschließende Bauphase übernimmt der Rechner in eigener Verantwortung. Als nächsten Schritt auf der feudalen Karriereleiter sollte man die Verstärkung der Armee durch frisch angeworbene Rekruten einplanen, denn der eigene Besitz will verteidigt werden, und man könnte ja auch selbst zum einen oder anderen Eroberungsfeldzug schreiten. Die Schlachten spielen sich dann auf einer isometrischen 3D-Karte ab; dabei kann der Wohnzimmergeneral das Gemetzel entweder komplett der Maschine überlassen oder die einzelnen Truppenteile (Infanterie, Bogenschützen, etc.) per Menü jeweils separat befehligen. Je mächtiger das eigene Reich wird, um so wichtiger wird auf die Diplomatie: Verdirbt man es sich z.B. mit dem päpstlichen Legaten, droht gar die Exkommunizierung mit allen jenseitigen Konsequenzen. Ansonsten kann man nach Herzenslust spionieren und intrigieren – zumindest solange man genügend geschürftes Gold auf der hohen Kante hat, um das Volk im allgemeinen und die Armee im besonderen bei Laune zu halten. War die Präsentation auf dem PC noch durchaus akzeptabel, so muß man diesbezüglich am CD32 schon sämtliche Hühneraugen zudrücken: Die Grafik sieht jetzt etwas krümeliger aus, die Sprites zuckeln mit dem Cursor um die Wette, und die gelegentlich eingestreuten SW-Digifilmchen werden in der Praxis zur reinen Diashow, weil das Spieltempo irgendwo zwischen Vollbremsung und Rückwärtsgang angesiedelt ist. Aber gottlob ist Castles II ja kein Actionspiel, und gottlob kann man es auch mit der Maus steuern, denn unser Kommentar zur Joypad-Steuerung würde garantiert nicht jugendfrei ausfallen. An der Soundbegleitung gibt es indessen rein gar nichts zu mäkeln. Man hätte bei der Endnote für diese nicht gerade liebevoll gemachte CD-Konvertierung also auch strenger sein können, doch ist das Spielprinzip trotz aller technischen Widrigkeiten immer noch sehr reizvoll und zudem am CD32 nicht gerade alltäglich – geduldige Adelsherren mögen mit diesem Strategical also dennoch glücklich werden. (mic) Amiga Joker, Februar 1994 |
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hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1379
Sprache: german