Chuck Rock 2: Son of Chuck
Steinzeit ist die schönste Zeit!
Seit rund zwei Jahren zählt der bierbauchige Neandertaler Chuck Rock zur Plattform-Elite, jetzt setzt die nächste Generation zum Sprung an: Diesmal letzt Core Design den kleinen Sohnemann des Steinzeit-Rüpels durch die Prähistorik!
Vor allem durch seinen tödlichen Speck machte Chuck damals von sich reden - wer sonst räumt die Gegner per Huftschwung aus dem Weg? Mit solch einem wahrhaft wehrhaften Wanst kann Rocky Junior freilich (noch) nicht aufwarten, doch gegen seine dicke Power-Keule ist ebenfalls kein Kraut ge wachsen. Gut so, schliesslich hat der widerliche Brick Jagger den berühmten Daddy unseres Jungknüpplers entführt. Und ehe Papa nun mit alten Evergreens der Stones zu Tode gesungen wird, macht man sich schleunigst auf den Weg durch sechs umfangreiche und in Zonen unterteilte Landschaften...
Wie in jedem Jump & Run, das auf sich hält, kann der Hauptdarsteller hier nicht nur laufen, springen und kloppen; er hat mit seinem Prügel noch individuellere Fisimatenten auf der Pfanne. Haupteinsatzort des Holzes sind zwar die Schädel der diversen Feinde, doch es leistet auch vorzügliche Dienste als eine Art Balancierstange, auf die sich der Held stellen kann, um dem bodennähen Ungeziefer zu entgehen. Daneben steht aber auch Mutter Natur ganz auf Seiten des Prügelknaben: Bisweilen kreuzen Lianen den Weg, mit deren Hilfe weite Abgründe im Stil von Tarzan überwunden werden, fleisch fressende Pflanzen spücken Papis Retter hoch in die Luft, und Spinnennetze dienen als Trampoline. Dann stehen noch Hydranten herum, die man nur aufzuschlagen braucht, um mit einem säftigen Wasserstrahl die Gegnerschaft komplett vom Screen zu waschen. Und weil das zwar viel, aber längst nicht genug ist, werden Riesenameisen als Reittiere missbraucht; Wasserschildkröten bahnen den Weg durch stürmische Meeresfluten, und Steinbeisser karren Felsen heran, aus denen sich anschliessend eine Brücke bauen lasst. Ihr ahnt es schon, neben Geschick ist bei diesem Spiel auch eine Portion Knobelinstinkt gefragt. In Massen gilt das sogar für's Überwinden der vielen kleinen und grossen Gegner. Apropos, wer seine Gegner am liebsten gross und am allerliebsten bildschirmfüllend hat, der kämpft bei Chuck Rock 2 goldrichtig - was sich hier jeweils am Levelende an Schlüssmonstern einfindet, sprengt nahezu alle Dimensionen! Mal stapft ein Dino vorbei, dessen Pränke allein schon etwa dreimal so gross wie das Spielersprite ist, dann reckt sich eine schlecht gelaunte Mega-Echse mit enorm beweglichem Schlangenhals empfor, später gilt es, in der Unterwasserpassage gegen einen Oktopus im King Size Format zu bestehen. Und an witzigen Gags wurde erst recht nicht gespart: Da klettern Mini-Saurier aus Müll-tonnen und eiern dann mit dem Deckel auf dem Kopf durch die Gegend, Primaten verabschieden sich nach der Holznarkose mit einem verblüfften Grinsen vom Screen, ein schwitzender Spatz schleppt Riesenfelsen durch die Luft, und vollbusige Steinzeit-Damen setzen ihren vorlastigen Charme gekonnt ein. Doch so spässig die Kontrahenten auch aussehen mogen, selbst verstehen sie keinen Spass - jede Beruhrung zehrt unweigerlich am Energievorrat des Protagonisten. Zum Ausgleich liegen gelegentlich Milchflaschen und Extraleben zum Aufsammeln bereit, um die Nahrstoffversorgung bzw. das Weiterkommen zu sichern. Klar, das ist in diesem Genre so üblich, genau wie die versteckten Geheimpassagen, die es zu entdecken gilt. Aber die zusätzlich eingebauten Bonusgames gehen dann schon etwas über den Rahmen des Üblichen hinaus, selbst wenn es sich dabei nur um kleine Geschicklichkeitstests handelt, in denen man etwa einen Dinosaurier mit Äpfeln füttern muss. Alles andere als üblich ist die technische Umsetzung all dieser Ideen, denn trotz der feinen Parallax-Effekte klappt das multidirektionale Scrolling absolut soft und sauber. Die Backgrounds sind von vorne bis hinten bunt, detailliert und abwechslungsreich gestylt, zu dem bringen ab und an Zoom- und 3D-Routinen Hightech-Feeling ins Spiel. Das Intro ist ebenso sehenswert wie Musikbegleitung und Sound-FX hörenswert sind, zumal jeder Level mit eigener Akustik aufwarten kann. Auch an der ausgefeilten Steuerung gibt's nichts auszusetzen, lediglich die fehlende Zweitlaufer und HD-Unterstutzung druckt ein bischen auf die Handhabungsnote. Dass keine Highscores gesaved werden, ist ebenfalls nicht ganz die feine Steinzeit-Art, genau wie der eklatante Mangel an Extra waffen und das streckenweise etwas langatmige Leveldesign. An einem Hit fur Chucks Spossling führt aber dennoch kein Weg vorbei, denn alles in allem weiss der Sohn nochmal eine ganze Ecke besser zugefallen als seinerzeit der Vater. Somit spielt Chuck Rock 2 bereits jetzt in der gleichen Liga wie Plattform-Perlen a la "Fire & Ice", "B.C. Kid" oder "Lionheart" - auf die angekündigte Spezialversion fur den 1200er darf man mit Recht gespannt sein! (rl) Amiga Joker, April 1993 |
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hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1746
Sprache: german