Civilization
Obwohl dieses Game erst vor gut sechs Monaten für den PC erschienen ist, sind sich die Software-Strategen bereits einig, daß wir es hier mit einem Klassiker von morgen zu tun haben – klaro, schließlich hatte Oberpirat und Eisenbahntycoon Sid Meier die erfolgsverwöhnten Finger im Spiel!
Kein Wunder also, wenn Civilization zunächst als Nachfolger zu „Railroad Tycoon" gehandelt wurde, grafisch sind sich die beiden Programme auch wirklich etwas ähnlich – Vogelperspektive, viel Grün und „Sim City"-artige Landschaften gibt's hüben wie drüben. Doch spielerisch geht's hier um ganz etwas anderes, nämlich um den Aufbau und die Verteidigung einer Zivilisation mit allen Kriegs- und Handelsmitteln.
Am Anfang entscheidet man darüber, welche Sorte Chef (Häuptling, Feldherr, Prinz, König, Kaiser) man sein möchte, dadurch wird auch der Schwierigkeitsgrad bestimmt. Anschließend kommt die Zahl der gewünschten Computergegner dran, wobei es sich mit zwei bösen Nachbarn natürlich leichter leben läßt als mit dem Maximum von sechs Konkurrenten. Tja, und dann darf man sich auch schon ins wunderschöne Jahr 4000 vor Christus stürzen, denn dort beginnt die lange Entwicklungsgeschichte, um erst im Raumfahrtzeitalter zu enden – sofern alles gutgeht... Zunächst sollte man seinem barbaren-völkchen mal die Gründung einer Stadt nahelegen, denn die bildet den Ausgangspunkt für die ganzen Siedlertrecks, mit Keulen bewaffneten Stoßtrupps und sonstigen Expeditionen, mit denen man seinen Horizont Stück für Stück erweitert. Im Grunde dreht sich dann immer alles ums Erforschen, Erobern, Besiedeln und Handel treiben, wobei der Schwerpunkt eindeutig im militärischen Bereich liegt. Nur daß man sich anfangs mit solchen Dingen wie dem Töpfereiwesen, der Anlegung von Trampelpfaden und dem Bau von Ruderbooten auseinandersetzen muß, während später fremde Kontinente erkundet werden und die Erfindung bzw. Anwendung der ausgeklügelsten Hightech-Produkte angesagt ist. Damit man das auch alles auf die Reihe kriegt, bietet das Programm eine Menge Hilfestellungen an: Spruchrollen, deren weise Worte sich in Erfindungen ummünzen lassen, fünf Berater für Fragen der Wirtschaft, des Militärs etc., und als Krönung die „Civilopedia, eine unerschöpfliche Fundgrube für Infos über absolut alles und jedes. Wirklich toll, nur von der Präsentation her fühlt man sich eher ans (Computer-) Mittelalter erinnert. Musik ertönt nur am Rande, FX sind noch seltener, und die fast animations-freie, aber flüssig scrollende Grafik gefällt bloß bei den Zwischenbildern richtig gut. Es gibt keinen Zwei-Spieler-Modus, die Steuerung klappt per Tastatur flotter als mit der Maus, und die deutschen Screentexte erhalten noch englische Überreste. Die technische Ausführung ist also nichts Berühmtes, dafür klotzt Civilization hinsichtlich Komplexität und Gameplay gewaltig ran. So gewaltig, daß man trotz aller Karten, Statistiken, Berater und Suchfunktionen auf alle Fälle ein paar Wochen, wenn nicht gar Monate mit dieser Mammut-Simulation beschäftigt ist! (mm) Amiga Joker, September 1992 |
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hinzugefügt: October 30th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1372
Sprache: german