Cybercon 3
Was ist eigentlich das definitive 3D-Vektorgrafik-Game? Vielleicht "Carrier Command"? Oder der gute alte "Starglider II"? Alles Schnee von vorgestern – die Jungs von Assembly Line haben eindrucksvoll bewiesen, dass es noch ein ganzes Stück definitiver geht...
Sicher, von den Programmierern solcher Hits wie „Pipe Mania" oder „Interphase" darf man schon ein bisschen was erwarten, aber was die Truppe hier im Auftrag von U.S. Gold abgeliefert hat, setzt wirklich und wahrhaftig neue Maßstäbe: In Cybercon III wollen rund 400 Räume erkundet werden (die sich auch tatsächlich alle voneinander unterscheiden!). 140 Gegenstände liegen darin verstreut, dann gibt es natürlich zahllose Gegner und Rätsel, eine Unmenge an gesampeltem Sound und – ach, man weiß gar nicht so recht, wo man mit dem Beschreiben anfangen soll! Naja, am besten, wir knöpfen uns als erstes mal die Story vor.
Cybercon III hat nichts mit einen dritten Teil zu tun, sondern ist der Name eines Ultrasuperduper-Computers. Der Maschine was ursprünglich die Aufgabe zugedacht, durch die Kontrolle sämtlicher Waffenvorräte der Erde einen dauerhaften Frieden zu sichern. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Irgendwo in diesem hypermodernen Hightech-Kasten war leider eine Schraube locker – das Superding drehte plötzlich durch, ja es entwickelte sogar einen richtiggehenden Verfolgungswahn und machte sich daran, die Menschheit zu vernichten. Schöner Beschützer, kann man da nur sagen...
Es kommt, wie's kommen muss, einige Jahrzehnte später ist die Menschheit auf eine Handvoll Überlebender zusammengeschrumpft, die sich in abgelegene Regionen außerhalb der Reichweite der Cybercon-sensoren verdrückt hat. Und was machen sie da? Sie wählen einen Freiwilligen aus, der (selbstverständlich) bestens ausgerüstet mit Schutzanzug und sonstigem Überlebens-Equipment) in das Allerheiligste eindringen und dem fehlgeleiteten Elektronenhirn den finalen Rettungsgeschuß verpassen soll. Eine ebenso verdienstvolle wie schwierige Aufgabe, denn jetzt kommen natürlich die eingangs erwähnten 400 Räume ins Spiel: Die muss unser Einzel-kämpfer erforschen und dabei die vier Teile des Masterkeys finden, der ihm den Zugang zum Cyberconschen Stammhirn ermöglicht. So ganz nebenbei darf er sich auch noch miet allerlei automatischen Abwehrrobotern herumschlagen, komplizierteste Rätsel lösen und diverse Objekte einsammeln. Zu allem Überfluss hat Onkel Cybercon eine ganz besonders fiese Geheimwaffe in petto: Tief im Inneren seines Schutzbunkers wandelt ein direkt von ihm kontrollierter Droid durch die Gänge, der „Annihilator". Diese mysteriöse Gestalt ist tausendmal intelligenter als ein Mensch und hat nur eine Aufgabe – jeden Eindringling aufzuspüren und sogleich zu vernichten!
Der Cybercon-Komplex macht auch im Spiel selbst einen höchst imposanten Eindruck: Er besteht aus gigantischen Hallen, tiefen Aufzugschächten und vielstöckigen Türmen, die durch Laufgänge miteinander verbunden sind. Manche der Ansichten wirken derart realistisch, daß einem davon richtig schwindlig wird! Apropos Realismus: Alle zu sehenden Gegenstände liegen nicht bloß zur Zierde herum, sondern sind auch tatsächlich benutzbar. Eine spezielle Rolle fällt dabei dem „Sonic Key" zu, mit dessen Hilfe sich Aufzüge, Brücken und andere Objekte (nach einem Symbol-System) aktivieren lassen. Der Schutzanzug wiederum entpuppt sich bei näherem Hinsehen als multifunktionales Verteidigungsinstrument – unter anderem enthält er Feind-Sensoren, Waffen und eine Einrichtung zur Selbstreparatur, falls er beschädigt werden sollte. Die herumdüsenden Abwehrroboter arbeiten (mit Ausnahme des Annihilators) alle automatisch; die Auswahl reicht von ziemlich primitiven Modellen, die nur auf fremde Bewegungen reagieren (den „Cyberwheels" ) bis hin zu ausgesprochen schlauen Exemplaren, die Eindringliche selbständig suchen und verfolgen (den „Engelsrobotern"). Wenn man sie besiegt, hinterlassen sie zum Dank nützliche Extras, wie Zusatzenergie, „Force Field Generatoren" und Schlüsselteile. Es gäbe noch viel mehr über dieses Game zu erwählen, z.B. gibt es raffinierte Überwachungskameras, mit denen sich das Geschehen an anderen Stillen des Cybercon-Komplexes beobachten lässt und noch etliche Feinheiten mehr. Aber Ihr habt wohl ohnehin längst gemerkt, dass Cybercon III eines der faszinierendsten 3D-Adventures ist, die jemals das fahle Licht eines Computerbildschirms erblickt haben! Die Grafik ist überwältigend realistisch – man kann sich so richtig schön in dem verwirrenden Geflecht von Gängen, Türmen und Hallen verlieren. Darüber hinaus passt die hervorragende Sounduntermalung jederzeit zum Geschehen, und auch die Steuerung lässt kaum Wünsche offen. Der Clou aber sind die geschickt vertilten Knobel- und Ballerelemente – sie sorgen nämlich dafür, dass die Motivation eine kleine Ewigkeit auf Hochtouren läuft! Wer also auf komplexe Spiele mit spannungsgeladener Atmosphäre steht (und wer tut das nicht?), der liegt bei Cybercon III goldrichtig. Hier warten tolle Grafiken, hervorragender Sound und schier endloser Spielspaß. Anders gesagt: Hier wartet ein echtes Meisterwerk! (Kate Dixon) Amiga Joker, April 1991 |
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hinzugefügt: October 31st 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1610
Sprache: german