Dungeon Quest
Nicht einfach ein weiteres 0815-Adventure, nein, das ultimative Game des Genres verspricht Hersteller Gainstar reichlich vollmundig. Das macht eine nähere Überprüfung natürlich zwingend erforderlich…
Als Tester ist man irgendwie viel zu verwöhnt: Bekommt man ein neues Adventure, vermutet man gleich unvorstellbare Schätze in der Packung, wie Gummitiere, Schatzkarten auf Pergament oder ein in Leder gebundenes Tagebuch – ach ja, und vielleicht noch ein, zwei Programmdisketten! Und was fällt mir bei Dungeon Quest in dieHände? Eine Registrierkarte, Werbung für ein anderes Spiel, eine Anleitung und zwei Disks. Nach dieser ersten Enttäuschung lese ich mir halt mal die Anleitung durch, was kein Problem ist, da sie a) in deutsch und b) kurz ist. Die so gewonnenen Informationen sind zwar spärlich aber ausreichend. Man erfahrt, wie das Game geladen wird, ein paar Worte zum Eingeben und dass die Dynamik des Sounds unheimlich gross sei. Somit also meinen Sorgfaltspflichten als vorbildlicher Tester nachgekommen, beschliesse ich, jetzt endlich mit dem Spielen, ich meine natürlich Testen, loszulegen.
Ja, und durch lange, eingehend Untersuchungen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass das Spiel gut ist. Wie, das ist Euch zu wenig? O.K., gehen wir also in Detail: Nach einer erträglichen Ladezeit bekommt der Spieler die ersten (englischen) Beschreibungen seiner Umgebing zu Gesicht. Darin wird ihm mitgeteilt, dass er gerade eben an Land gespült wurde, vorher irgendwelchen Piraten entkommen ist, und über so nützliche Utensilien wie Schwert, Schild oder Messer leider nicht verfügt. Man befindet sich also in der typischen Situation des mitellosen Abenteurers im Anfangsstadium. Aber das lässt sich schliesslich ändern! Ein Blick auf den Screen zeigt, dass man im Wald steht. Und da man bei einem Adventure keinesfalls zuviel verraten sollte, lasse ich euch jetzt einfach alleine dort rumstehen… Na schön, ein paar Tips gibt's noch mit auf den Weg: Das schöne Wort „search" ist sehr nützlich, etwa um in einem Stall eine Münze zu finden. Unter Fussmatten liegt praktisch immer ein Schlüssel. Fährmänner (auch verhungerte) sind viel freundlichter, wenn sie mit einer Münze beschenkt werden. Die Grafiken sind teilweise erste Sahne, teilweise gut und in seltenen Fällen mittelmässig. Der Sound ist technisch sauber realisiert und passt immer zur Stimmung, wie z.B. das Wiehern eines Pferdes im Stall oder das Knarren einer alten Tür. Die Texte sind zwar englisch, aber trotzdem sehr lesenswert, vorausgesetzt, man ist einige Jahre mit dieser Sprache getrietzt worden. Der einzige, aber gravierende Schwachpunkt ist der Parser – man sollte meinen, dass Zwei-Wort-Parser endlich ausgestorben wären, aber nein, Dungeon Quest ist in dieser Hinsicht ein waschechter Dinosaurier! Trotzdem (jawoll, trotzdem!) ist das Spiel nicht übel. Dank der dichten Atmosphäre und der schönen Bilder kann ich es vor allem abenteuerlustigen Einsteigern empfehlen, und für versierte Gambler ist's zumindest ein nostalgisches Erlebnis… (H.W. Raabe) Amiga Joker, April 1990 |
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hinzugefügt: February 17th 2015
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1556
Sprache: german