Far West
Für Cowboys, Trapper und Indianer wird es mal wieder Zeit, die Haferbrenner zu satteln – nach „Wild West World“ steht uns nun ein weiterer Digi-Western ins Blockhaus! Wer keinen Spaß versteht, sollte vom Erstlingswerk der Automagick Industries allerdings lieber die Finger lassen...
Die neueSoftwareschmiede aus Nürnberg hat ihren Genre-Mix nämlich reichlich mit parodistischen Seitenhieben versorgt, hier wird so ziemlich alles auf die Schippe genommen, was dem Outlaw lieb und teuer ist! Das fängt schon mit den Credits im Vorspann an: „Wir danken dem Volk von Amerika – für sein Verständnis...“
Doch worum geht es eigentlich? Wir schreiben das Jahr 1850 und gingen gerade in New York City von Bord eines Kolonisten-Kahns aus der Alten Welt. Unser Ziel ist simpel: Werde ein berühmter Held. In schnöden Zahlen ausgedrückt bedeutet das eine Million Statuspunkte – ob wir dafür eine legale oder illegale Laufbahn einschlagen, nach Gold buddeln oder Bären jagen, einer Spielerkarriere frönen oder lieber als Deputy für Recht und Gesetz kämpfen, ist wurscht, Ruhm hat schließlich viele Seiten. Ehe man den Peacemaker das erste Mal zieht, dürfen ein bis vier Gunslinger ihren Wunschcharakter erstellen indem sie 99 Punkte auf Eigenschaften wie Reichtum, Reaktion oder Trinkfestigkeit verteilen. Die benötigten (berufsspezifischen) Utensilien sind dann im New Yorker Shop zu haben, wobei darauf zu achten ist, daß man immer viel Fressalien und Wasser dabei hat, weil Nahrung halt nicht überall erhältlich ist. Auch muß genug Kohle für die Reise landeinwärts übrigbleiben, und wer auf Gespräche mit Honoratioren Wert legt (im Multiple Choice-Verfahren), besorgt sich besser neue Klamotten, nimmt gelegentlich ein Bad und sollte schon einen Schluck vertragen können – Lallohol locker die Lunge, äh Zunge. Viele Handlungen enden in kleine Aktionszenen oder Tests. Wer Hilfssheriff werden will, muß seine Schießkünste auf Flaschen, Dosen und Münzen unter Beweis stellen, Bankräuber sollten sich auf ein Duell mit dem Gesetzeshüter vorbereiten. Pelztierjäger müssen auf einer Landkarte ihre Fallen installieren und sie später ohne Hilfe wiederfinden. Alle diese Unternehmungen (und noch viele mehr) bringen dann die begehrten Statuspunkte ein. Wer glaubt, das sei einfach, wird sich wundern: Schon das schiere Überleben ist schwer genug, vom Berühmtwerden gar nicht zu reden. Die Optik präsentiert sich uneinheitlich: Manche Screens wirken recht ansprechend, die Unterspielchen hingegen sehr laienhaft. Ähnlich der Eindruck bei der Steuerung – zwar tut die Maus brav ihre Klicks, aber es wird nicht immer deutlich genug, wann die Runde (nach einigen simulierten Tagen) von einem Spieler zum nächsten weitergeht. Uneingeschränkt gut dagegen der Sound, erfreuen doch mehrere Countrytracks des Westerners Ohr. Alles in allem ein Understatement-Game: Je länger man sich damit befaßt, desto mehr Spaß macht es! Amiga Joker, Dezember 1991 |
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hinzugefügt: May 11th 2015
Magazin: AJ
Punkte: 1
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Sprache: german