Elvira 2 - The Jaws of Cerberus
Die Turmuhr schlägt Mitternacht, Wolkenfetzen verhüllen den Mond, um im Kopf des jungen Helden rumort die immer gleiche, quälende Frage: Wo bleibt sie nur? Mein Freund, die Stunde der Erlösung ist da, es darf wieder gegruselt werden - Elvira ist zurückgekehrt! |
Schade nur, daß unsere geschätzte Horror-Queen nicht persönlich mit uns Wiedersehen feiern kann - irgend so ein erbärmlicher Hund hat die Ärmste nämlich entführt! Ja, ja, grausam aber wahr: Elvira war gerade mitten in den Dreharbeiten für ihren neuen Film, da kommt dieser widerliche Cerberus an und verschleppt das Mädel einfach. Eigentlich eine Unverschämtheit, aber wenn einer drei Köpfe hat und von der Größe her ungefähr fünf normalen Monstern entspricht?! Tja, in so einem Fall läßt man sich schon mal entführen, aber selbstverständlich nicht für alle Ewigkeit! Wozu gibt es schließlich Helden? Noch dazu, wo die Herrschaften sich schon ganz nervös an ihrer Maus rumfummeln, weil sie endlich weder jemand retten wollen! Na denn mal los und viel Spaß...
Doch haltet ein, edle Recken, und verweilt noch einen Augenblick. Denn bevor man hier seinen ersten Zombi zu sehen kriegt, muss man sich mal entscheiden, welche Sorte Held man überhaupt sein will. Richtig, das gab’s vorher nicht, aber dafür diesmal gleich richtig: Man kann wahlweise als Stuntman, Programmierer, Messerwerfer oder Privatdetektiv in die Schlacht ziehen, wobei jeder Charakter etwas andere Eigenschaftswerte (Ausdauer, Kraft, Hirnschmalz) besitzt. Der aktuelle Werte-Stand lässt sich jederzeit durch einen simplen Mausklick abfragen, weitere Infos über den Heldenzustand sind ständig am Screen sichtbar. Neben bereits bekannten Dingen wie den bislang erworbenen Experience-Points sind das vor allem Angaben über den erreichten Erfahrungslevel (neu!) und die Anzahl an Hitpoints, die der Heldenkörper noch verkraftet (ganz neu!). Außerdem findet man jetzt auch ein Schwert-Icon, mit dem sich die eigene Kampflust in vier Stufen von defensiv bis berserkerhaft einstellen läßt. Davon hat man anfangs allerdings nicht allzuviel, denn die schaurigen Monster lachen einen höchstens aus, wenn man sie wie ein Berserker mit bloßen Händen angreifen will! Als Grundausstattung befindet sich im Inventory zwar auch ein scharfes Messerchen, aber wenn die Gegenseite mit Feuerblitzen arbeitet, läuft ein vernunftbegabter Held doch besser davon... Es ist ja auch viel sinnvoller, erstmal nach den nötigen Gegenständen für die insgesamt 37 möglichen Zaubersprüche zu suchen, mit denen man es seinen Feinden dann so richtig besorgen kann. Zur Herstellung der diversen Eispfeile, Feuerbälle, Angstmacher, Waffenverstärker etc. werden zum Teil recht abstruse Dinge (z.B. Aktenordner) verwendet – welche genau, steht in einem schlauen Büchlein, das man von Elvira überreicht bekommt. Mancher mag sich nun darüber wundern, wie Entführte hier mit Büchern rumschmeißen können, kehren wir also nochmals zum Anfang zurück: Das Abenteuer beginnt vor den verschlossenen Toren von Elviras Filmstudio. Nach wenigen Sekunden taucht eine Geistererscheinung auf - Elvira! Sie lästert ein bißchen herum, rückt das Spellbook raus und verschwindet wieder. Anschließend sollte man ein Steinchen von der Straße aufklauben, damit ins Pförtnerhäuschen eindringen, die erste Leiche des Spiels besichtigen und den Code für das elektronisch gesicherte Tor eingeben. Dann geht’s auf das Studiogelände bzw. Ins Studiogebäude. Auf den ersten Blick wirkt die Anlage erstaunlich menschenleer, man kann in aller Seelenruhe umherwandern, hier eine Kleinigkeit aufsammeln und dort etwas herumschnüffeln. Plötzlich und unerwartet stößt man dann doch auf Menschen, Monster und all ihre schönen Zwischenformen: Im Heizungskeller sitzt beispielsweise ein alter Indianer herum, der ein paar nicht uninteressante Stories zu erzählen hat. Je weiter man vordringt, umso spannender wird die Geschichte – nach und nach entdeckt man eine alte Villa, einen Friedhof und ein labyrinthisches Verlies. Mit dem geruhsamen Umherschlendern ist’s dann ebenfalls vorbei, dafür sorgen schon die riesigen Requisitenkammer: Skelette, Zombies, blutsaugende Insekten... Die neuen Features verstärken natürlich den Rollenspiel-Charakter des Games, wenn auch nicht in dem Umfang, wie man es vielleicht erwarten würde. So unterscheiden sich die einzelnen Helden in der praktischen Bewährung nicht übermäßig voneinander, die neu eingeführten Erfahrungslevel lassen sich recht zügig erklimmen, und alles übrige dient sowieso eher der besseren Übersicht und Handhabung. Auch die zweite Elvira ist also in erster Linie ein Action-Adventure, nur eben mit mehr Rollenspielelementen als vorher. In punkto Grafik, Sound und (Maus/Icon-) Steuerung hat sich ebenfalls nichts Weltbewegendes getan, was den gruseligen Inhalt angeht - alles von gewohnter Güte, auf Elvira kann man sich einfach verlassen. Was die technische Seite betrifft, sollte man die Empfehlung des Herstellers, eine Harddisk zu benützen, sehr ernst nehmen. Das Game läßt sich zwar auch von Disks spielen, aber in diesem Fall wird man mit unserer Handhabungsnote kaum einverstanden sein. Und da auch die zahlreichen Rätsel des Grusicals wieder in etwa den Knackligkeitsgrad des ersten Teils aufweisen, ist man auf zusätzliche (technische) Probleme ja wirklich nicht angewesen. (od) Amiga Joker, Februar 1992 |
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hinzugefügt: May 1st 2013
Magazin: AJ
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Sprache: german