Chiptunes bilden ein Genre in der computererstellten Musik, das einen ganz charakteristischen Sound hat und dessen Ursprung in der Heimcomputer- und Videospiele-Ära liegt. Die ursprünglichen Chiptunes zeichnet aus, dass die Klänge durch Soundchips generiert und ausgegeben werden, die für heutige Verhältnisse recht einfache Synthesizer besitzen, welche die jeweiligen Töne in Echtzeit erzeugen. Samples werden nicht benutzt – es bestand keine Möglichkeit zur Digitalisierung analoger Klänge. Besonders auf dem Amiga entstand eine große Szene von Chiptune-Komponisten. Legendär ist auch der SID-Chip des Commodore C64.
Bekannt wurde der Begriff vor allem mit der steigenden Popularität von Trackern, die es erlaubten, Mod-Dateien zu erzeugen, welche auch in Spielen genutzt wurden.
Obwohl viele Tracker Samples verwenden, wollten viele Komponisten den typischen Chiptune-Sound beibehalten und nutzten sehr kurze Samples, welche stark an die generierten Töne erinnern. Dies hat auch den Vorteil, dass die erzeugten Dateien sehr klein bleiben.
Die geringe Größe macht Chiptunes vor allem für Intros aus der Demoszene und Cracktros von Releasegroups aus der Warez-Szene interessant, bei denen es darauf ankommt, möglichst wenig Speicherplatz zu benutzen.
Charakteristisch für Chiptunes ist das seltene Vorkommen von tatsächlich mehrstimmigen Akkorden im klassischen Sinn. Bei Chiptunes werden Akkorde normalerweise über Arpeggios gebildet, um Spuren einzusparen. Diese Einschränkung basiert darauf, dass die ersten Soundchips selten mehr als drei Tonkanäle parallel abspielen konnten - das Spielen eines Akkords hätte häufig alle verfügbaren Kanäle belegt. Aufgrund dieser „Stimmenknappheit“ besitzen viele Tunes einen sehr komplexen Aufbau. Um mehr als nur drei Instrumente erklingen zu lassen, werden die Lücken in einer Melodie, beispielsweise der des Basses, genutzt, um dort ein anderes Instrument oder eine Begleitstimme erklingen zu lassen. Somit befinden sich auf einem Kanal zwei oder mehr Melodien oder Stimmen. Diese Technik bietet sich dafür an, Rhythmen mit vielen vorgezogenen Elementen zu verwenden. Im Bereich der SID-Tunes hat sich so ein sehr funkiger Stil entwickelt.
Eine weitere Technik, um mehr Stimmen einzubauen, findet sich oft auf dem Kanal, wo Bass und die Drums zu hören sind. Vor den einzelnen Basstönen wird für den Bruchteil einer Sekunde ein Rauschen gesetzt. Dies erzeugt den Eindruck einer Art Hi-hat eines Schlagzeugs. Beispiele für diesen Stil sind auf der „High Voltage SID Collection“ (siehe untenstehender Verweis) unter den Komponisten „Mitch & Dane“ zu finden.
Bitpop ist ein Genre elektronischer Musik. Beim Bitpop wird versucht mittels analoger und synthetischer Klangerzeuger die Soundästhetik von 4-Bit und 8-Bit-Computern (seltener 16-Bit) zu erreichen. Ein verwandtes Genre ist Chiptune, wobei dort der künstlerische Aspekt mehr Raum einnimmt. Zudem geht es beim Bitpop mehr um die Klangerzeugung und Musik selbst, als um eine zwingende Verwendung der alten Systeme, wie dem Commodore 64, den Atari 2600, dem NES oder dem Game Boy. Gerne werden neben Gesang zusätzlich moderne und gewöhnliche Instrumente und Synthesizer verwendet und mit dem 8-Bit-Sound kombiniert, wobei dieser oder die realen Instrumente je nach Ausrichtung mehr oder weniger Platz einnehmen. Die Grenzen zwischen den Stilrichtungen Chiptune, Bitpop und Gamewave sind daher mitunter fließend. Als Hochburgen des Bitpop gelten die USA und Schweden. In Japan bezeichnet man diese Art von Musik als Picopop.
Bekannte Musiker oder Bands sind z. B. Mikron 64, Nullsleep, Nintendude, Covox (alle mehr Richtung Chiptune), Der Tante Renate (mehr Richtung Electropop), Bodenständig 2000 (mehr Richtung Electropop/Dance), Mr. Pacman, oder Pluxus. Bei Gruppen wie Machinae Supremacy oder Game Over ist die Bezeichnung Bitpop irreführend. Beide Gruppen spielen nach eigener Aussage SiD Metal, bzw. Nintendo Metal, wobei Game Over weniger auf Elektronik setzt
Weblinks:
Kohina – 8-bit/16-bit Spiele- und Demoszene-Musik als Musikstream
Mirror des Modland-FTP-Servers – Chiptune-Archiv (mehr als 350.000 Module)
Vorc - Video Game Music or Chiptune – größte englische Newsseite über Chiptunes.